Fisting & STIs

Dein Safer-Sex-Horizont: Was du über Syphilis, Tripper & Co. beim Fisten wissen solltest 

Mehr als nur HIV & Hepatitis: Die anderen Mitspieler im STI-Game 

Wir haben ausführlich über HIV und die verschiedenen Hepatitis-Viren gesprochen. Aber die Welt der sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) hat noch ein paar andere Player im Angebot, die du auf dem Schirm haben solltest, um wirklich rundum sicher zu sein. Keine Sorge – das hier wird keine Panikmache, sondern eine Erweiterung deines Wissens-Schutzschildes. 

Wir konzentrieren uns hier auf die „klassischen“ bakteriellen STIs: Syphilis, Gonorrhö (Tripper) und Chlamydien. Normalerweise verbindet man diese Infektionen sofort mit ungeschütztem Analverkehr. Aber auch beim Fisten – das generell als sicherer gilt, weil kein direkter Genitalkontakt stattfindet – können diese Bakterien unter bestimmten Umständen übertragen werden. Das passiert immer dann, wenn infektiöse Körperflüssigkeiten oder Sekrete ins Spiel kommen. Lass uns das mal genauer anschauen, damit du weißt, worauf du achten musst. 

Syphilis – der listige Schleicher unter den STIs 

Syphilis (auch Lues genannt) ist ein echtes Chamäleon unter den Geschlechtskrankheiten. Das verursachende Bakterium (Treponema pallidum) kann praktisch jede Stelle deines Körpers befallen – und oft treten keine oder nur unspezifische Symptome auf. In der Frühphase bildet sich manchmal ein schmerzloses Geschwür (der berühmte Schanker) an der Eintrittsstelle, etwa am Penis, an der Lippe oder im Analbereich. Weil dieser Ulkus nicht wehtut und von selbst wieder verschwindet, bleibt er oft unbemerkt – besonders wenn er innen im Enddarm sitzt und man ihn nicht sehen kann. Unbehandelt schlummert die Syphilis jedoch weiter im Körper und kann im Verlauf mehrerer Stadien Organe und sogar das Nervensystem schwer schädigen. Spätfolgen einer unbehandelten Syphilis können z.B. Lähmungen, Erblindung, Taubheit oder geistiger Verfall sein. Kurz gesagt: Syphilis ist tückisch und sollte nicht unterschätzt werden. 

Wie kann Syphilis beim Fisten übertragen werden? 

Die Übertragung geschieht durch direkten Kontakt mit syphilitischen Geschwüren oder infizierten Schleimhautstellen. Das Tückische ist, dass so ein Syphilis-Geschwür auch unbemerkt im Enddarm sitzen kann. Wenn du also eine Person fistest, die ein solches unsichtbares Geschwür im Analbereich hat, könntest du dich anstecken – nämlich dann, wenn die Bakterien auf deine Hand (bzw. in kleinste Hautrisse daran) gelangen. Andersherum (wenn auch seltener) könnte ein Syphilis-Geschwür an deiner Hand die Bakterien auf die empfindliche Schleimhaut deines Partners übertragen. Wichtig zu wissen: Fisten an sich erhöht das Syphilis-Risiko nicht, aber deine Hand kann zum Überträger werden, sobald infektiöse Flüssigkeiten oder Läsionen im Spiel sind. 

Dein Schutzschild gegen Syphilis: 

  • Handschuhe sind dein bester Freund: Trage beim Fisten konsequent Latex- oder Nitrilhandschuhe. Sie bieten die perfekte Barriere und verhindern den direkten Hautkontakt mit eventuell vorhandenen (oft unsichtbaren) Geschwüren. Achte darauf, fettfreies Gleitmittel zu verwenden, da Fett Latex angreift. 
  • Augen auf und Finger weg: Wenn du oder dein Partner ungewöhnliche Wunden, nässende Stellen oder Hautausschläge an den Händen, am Penis oder im Analbereich bemerkt – nicht anfassen! Lasst in so einem Fall lieber die Finger davon und sucht einen Arzt auf. Nässende Hautstellen oder Geschwüre sollte man grundsätzlich nicht berühren. 
  • Regelmäßig testen: Syphilis ist mit Antibiotika (meistens Penicillin-Spritzen über einige Wochen) gut heilbar – aber nur, wenn man von der Infektion weiß. Ein Bluttest im Rahmen eines regelmäßigen STI-Checks gibt dir Sicherheit und erkennt eine Syphilis in jedem Stadium. Da das Ansteckungsrisiko trotz aller Vorsichtsmaßnahmen nie ganz bei null ist, gilt: Lieber einmal mehr testen lassen, um im Fall der Fälle früh zu behandeln. 
  • Wichtiger Hinweis für deinen Syphilis-Test: Falls du schon einmal Syphilis hattest, sind die üblichen Suchtests (Schnelltests) nicht mehr aussagekräftig – sie würden lebenslang positiv anzeigen, auch wenn du längst gesund bist. In diesem Fall solltest du deinen Arzt bitten, spezifische Labortests durchzuführen (z.B. TPHA- bzw. TPPA-Test und einen RPR-Titer), um zwischen einer alten Antikörperreaktion und einer neuen, aktiven Infektion zu unterscheiden. Nur so lässt sich ein frischer Syphilis-Schub sicher erkennen. Wichtig ist auch: Bei Menschen mit Immunschwäche (z.B. unbehandelter HIV-Infektion) können Syphilis-Tests in seltenen Fällen falsch-negativ ausfallen. Hab also im Zweifel ein wachsames Auge auf mögliche Symptome und konsultiere frühzeitig medizinischen Rat. 

Gonorrhö (Tripper) & Chlamydien – die unsichtbaren Untermieter 

Tripper (Gonorrhö) und Chlamydien sind Bakterien, die es sich gerne in unseren Schleimhäuten gemütlich machen – auch im Enddarm. Das Fiese an ihnen: Dort verursachen sie oft überhaupt keine Symptome, sind aber trotzdem hoch ansteckend. Man spricht nicht umsonst von „stillen“ oder „unsichtbaren“ Infektionen. Unbehandelt können beide zu chronischen Entzündungen führen, die langfristig gesundheitliche Folgen haben – z.B. Unfruchtbarkeit, Prostata- oder Nebenhodenentzündungen bei Männern oder Eileiterentzündungen bei Frauen. Daher ist es wichtig, sie auch ohne Symptome ernst zu nehmen. 

Gonorrhö (Tripper): Beim Tripper denken viele an eitrigen Ausfluss aus dem Penis – und ja, in der Harnröhre führt eine Gonokokken-Infektion nach wenigen Tagen meist zu starkem Brennen beim Wasserlassen und einem milchig-weißen, später gelblichen Eiter-Ausfluss. Aber: Die Tripper-Bakterien (Neisseria gonorrhoeae) fühlen sich ebenso im Rachen oder Enddarm wohl, oft völlig unbemerkt. Ein Analtripper bleibt in den meisten Fällen symptomlos; nur selten treten schleimig-eitrige Beimengungen im Stuhl oder Schmerzen beim Analverkehr auf. Lass dich davon nicht täuschen: Auch ohne Beschwerden ist ein Analtripper hochansteckend. Wandert die Infektion weiter, kann ein unbehandelter Tripper sich im Körper ausbreiten und z.B. Prostata, Nebenhoden oder sogar Gelenke und Herz befallen. Zeichen einer fortgeschrittenen Infektion können u.a. dumpfe Schmerzen im Damm/Becken, Fieber oder Schwellungen sein. Kurz: Tripper ist lästig leicht zu übertragen und sollte rasch behandelt werden. 

Chlamydien: Chlamydia trachomatis – so der Name des Erregers – gehören zu den häufigsten STI überhaupt. Wie der Tripper werden sie beim Sex aller Art übertragen und befallen bevorzugt Harnröhre, Genitaltrakt, Enddarm und Rachen. Meistens spürt man nichts davon. Treten Symptome auf, dann typischerweise 1–3 Wochen nach der Ansteckung: Es kann zu klarem Ausfluss aus der Harnröhre, Jucken, Brennen beim Pinkeln kommen; manchmal auch zu Schmerzen in Hoden oder Unterbauch und leichtem Fieber, falls die Infektion „aufsteigt“ (also Prostata, Samenleiter bzw. bei Frauen Gebärmutter und Eileiter erreicht). Weil Chlamydien-Infektionen so oft stumm verlaufen, bleiben sie häufig unentdeckt – und können dann unbemerkt weitergegeben werden oder Spätfolgen verursachen (z.B. Verklebungen der Eileiter mit der Gefahr von Unfruchtbarkeit oder Eileiterschwangerschaften bei Frauen). Auch hier gilt also: besser einmal mehr testen. 

Wie können Tripper & Chlamydien beim Fisten übertragen werden? 

Vor allem durch Kreuzkontamination. Stell dir vor, Person A hat eine unbemerkte Chlamydien- oder Tripper-Infektion im Enddarm. Du fistest diese Person und bekommst dabei mikroskopisch kleine Mengen infektiöses Rektalsekret auf deinen Handschuh oder deine Hand. Wenn du jetzt – mit demselben Handschuh oder ungewaschenen Fingern – Person B fistest oder dir selbst unbedacht ins Auge fasst, können die Bakterien weiterwandern und die nächste Schleimhaut besiedeln. Genau so passiert die Übertragung beim Fisten: nicht durch den Faustfick an sich, sondern indem infizierte Körperflüssigkeiten von einer Person zur nächsten gelangen. Gonokokken sind da besonders effizient – sie werden bei jedem Kontakt mit infizierter Schleimhaut leicht übertragen, selbst durch kurze Berührungen mit Fingern, gemeinsam benutzte Toys oder gegenseitiges Wichsen. Außerhalb des Körpers überleben diese Bakterien zwar nicht lange, aber direkt von Schleimhaut zu Schleimhaut genügt schon ein wenig Sekret. Deshalb ist Hygiene hier das A und O. 

Dein Schutzschild gegen Tripper & Chlamydien: 

  • Hygiene und frische Handschuhe: Das ist das A und O beim Fisten. Verwende für jede Person und jedes Loch einen frischen Handschuh – so verhinderst du, dass Bakterien auf Reisen gehen. Wechsle also den Handschuh (und ggf. das Kondom auf Toys) bevor du von Partner A zu Partner B übergehst. Greift auch nicht mit allen in denselben Gleitmitteltopf, um Verschleppungen zu vermeiden. Nach der Action: Handschuhe korrekt entsorgen und gründlich Hände waschen (mit Seife!). Das minimiert das Risiko, dass du dich versehentlich selbst an Schleimhäuten (Auge, Mund, eigene Genitalien) infizierst, falls doch mal Keime an deine Hände gelangt sind. 
  • Gezielt testen lassen: Weil Tripper und Chlamydien besonders im Rachen und Enddarm häufig symptomlos bleiben, reicht ein Urintest bei deinem STI-Check nicht immer aus. Wenn du sexuell sehr aktiv bist, bitte bei deinem Check-up gezielt um Abstriche vom Enddarm und Rachen. Viele Gesundheitsämter oder Checkpoints bieten solche Tests unkompliziert und anonym an. Denke daran, dich idealerweise mindestens einmal jährlich auf Gonorrhö und Chlamydien untersuchen zu lassen – bei häufig wechselnden Partnern oder Risikokontakten auch öfter. Früh erkannt sind beide Infektionen leicht mit Antibiotika heilbar
  • Auf Symptome achten: Falls es doch mal brennt, juckt oder irgendwie ungewöhnlich riecht oder aus der Harnröhre etwas kommt, zögere nicht: Ab zum Arzt! Auch Schmerzen beim Pinkeln, beim Analverkehr oder ungewöhnlicher Ausfluss aus Penis/After können Warnzeichen sein. Lieber einmal abklären lassen – Gonorrhö und Chlamydien sind mit den richtigen Antibiotika gut behandelbar, und je früher, desto besser. Wichtig: Bei einer bestätigten Infektion sollten alle Sexualpartner der letzten Zeit informiert und mitbehandelt werden, damit ihr euch nicht gegenseitig immer wieder ansteckt (Stichwort „Ping-Pong“ vermeiden). Während der Behandlung (meist nur wenige Tage Antibiotika) heißt es zudem: kein Sex, bis der Arzt Entwarnung gibt

Der Rest der Gang: Herpes, HPV, Mykoplasmen & andere Störenfriede 

Neben den drei großen bakteriellen STIs gibt es noch ein paar andere Erreger, die man im Hinterkopf behalten sollte. Dazu gehören Herpes, HPV (Humane Papillomviren, Verursacher von Feigwarzen), LGV (Lymphogranuloma venereum, eine aggressive Form der Chlamydien-Infektion), Shigella-Bakterien sowie Parasiten wie Darmamöben. In den letzten Jahren sind außerdem Mykoplasmen (vor allem Mycoplasma genitalium) und Ureaplasmen verstärkt ins Gespräch gekommen – kleine, zellwandlose Bakterien, die sexuell übertragbar sind und oft übersehen werden. Mangelnde Hygiene kann bei all diesen Erregern die Verbreitung begünstigen. 

  • Herpes: Das Herpes-simplex-Virus (Typ 1 und 2) verursacht schmerzhafte Bläschen an Lippen oder im Genital-/Analbereich. Übertragen wird es durch direkten Haut- oder Schleimhautkontakt – leider auch, wenn gerade kein sichtbares Bläschen da ist (das Virus kann „lautlos“ aktiv sein). Beim Fisten kann Herpes also theoretisch übertragen werden, etwa wenn eine*r ein aktives Geschwür am After hat und der oder die andere mit der bloßen Hand hineinfässt. Ein Handschuh reduziert hier das Risiko deutlich, schützt aber nicht zu 100%, weil Herpes auch umliegende Hautbereiche betreffen kann. Am besten vermeidet man sexuellen Kontakt, sobald ein Partner sichtbare Herpes-Läsionen hat. 
  • Symptome: Beim ersten Schub oft Fieber und Müdigkeit, dazu schmerzhafte Blasen und offene Stellen an der Infektionsstelle. Später können immer mal wieder lokale Ausbrüche auftreten. 
  • Behandlung: Heilbar ist Herpes nicht, da das Virus im Körper bleibt. Aber mit antiviralen Medikamenten (z.B. Aciclovir) lassen sich Ausbrüche verkürzen und die Symptome lindern. Wichtig ist, dass du dir und anderen nichts aufkratzt: Offene Herpesbläschen sind hochinfektiös, also Hände weg und gut abdecken, bis alles verheilt ist. 
  • HPV (Humane Papillomviren): HPV ist extrem verbreitet – die meisten sexuell aktiven Menschen infizieren sich irgendwann. Die meisten HPV-Typen machen zum Glück gar keine Symptome und heilen oft von selbst aus. Einige Typen verursachen jedoch Feigwarzen (kleine, hautfarbene Warzen an Penis, After, Damm etc.), andere können langfristig zu Krebs (z.B. Analkrebs, Gebärmutterhalskrebs) führen. Übertragen wird HPV durch Hautkontakt. Das heißt, auch mit Kondom oder Handschuh kann man sich an unbedeckten Stellen anstecken. 
  • Symptome: Feigwarzen sind sicht- und fühlbar, aber sie tun nicht weh. Hochrisiko-HPV-Typen bemerkt man gar nicht – erst Jahre später können Zellveränderungen auftreten. 
  • Behandlung: Feigwarzen können vom Arzt entfernt oder vereist werden, kommen aber häufig wieder, da HPV in der Haut bleibt. Gegen bestimmte gefährliche HPV-Typen gibt es zum Glück eine Impfung, die sehr empfohlen wird (möglichst vor dem ersten Sex in jungen Jahren). Diese Impfung schützt vor den häufigsten Warzen- und Krebsverursachern und ist eine wichtige Präventionsmaßnahme. Kurz gesagt: Handschuhe und Kondome senken das HPV-Risiko, aber den besten Schutz bietet die Impfung in Kombination mit regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen. 
  • Mykoplasmen (M. genitalium) & Ureaplasmen: Hierbei handelt es sich um winzige Bakterien ohne Zellwand, die ebenfalls beim Sex übertragen werden können. Mycoplasma genitalium wird erst seit Kurzem intensiver erforscht und gilt als „aufstrebende“ STI. Sie ist am ehesten vergleichbar mit Chlamydien: Die meisten Infektionen verlaufen ohne klare Symptome, aber es kann zu leichtem wässrigem Ausfluss, Brennen in der Harnröhre oder Juckreiz kommen. Auch im Enddarm oder Rachen können Mykoplasmen vorkommen. Warum sind sie in aller Munde? Weil M. genitalium leider schnell Resistenzen gegen Antibiotika entwickelt. Klassische Breitbandantibiotika (wie bei Gonorrhö/Chlamydien) wirken oft nicht, daher muss gezielt mit bestimmten Reservemedikamenten behandelt werden. Experten warnen bereits vor einem „Superbug“. Die Empfehlung derzeit: Mykoplasmen nur testen und behandeln, wenn Symptome vorliegen und andere Ursachen (Tripper, Chlamydien) ausgeschlossen wurden. Ist das der Fall, erfolgt der Nachweis per PCR-Abstrich im Labor und die Therapie gemäß der aktuellen Leitlinien mit spezifischen Antibiotika (ggf. nach Resistenztest). Informiere Partner, wenn du positiv getestet wurdest, damit auch sie bei Symptomen geprüft werden. 
  • Ureaplasmen (z.B. Ureaplasma urealyticum) sind enge Verwandte der Mykoplasmen. Allerdings sind sie extrem häufig auch bei gesunden Menschen in den Schleimhäuten zu finden. Über 80% der Frauen und mehr als die Hälfte der Männer haben Ureaplasmen als normale Besiedler, meist ohne Beschwerden. In seltenen Fällen kann U. urealyticum eine Harnröhrenentzündung auslösen – vor allem bei Männern, und nur wenn sehr viele Bakterien vorhanden sind. Da in rund 80% der Fälle ein Ureaplasmen-Nachweis ohne Symptome vorkommt, behandeln Ärzt*innen Ureaplasmen nur sehr zurückhaltend. Merke: Nicht jeder Laborbefund ist eine behandlungsbedürftige Infektion. Nur wenn klare Beschwerden vorliegen und keine anderen Erreger wie Gonokokken, Chlamydien oder Mykoplasmen dafür verantwortlich sind, erwägt man eine Therapie gegen Ureaplasmen. Ansonsten lebt unser Körper oft friedlich mit ihnen zusammen. Gute Hygiene und Safer Sex senken natürlich auch hier das Ansteckungsrisiko. 
  • LGV (Lymphogranuloma venereum): Das ist eine spezielle Variante der Chlamydien (Typ L1-L3), die vor allem in der schwulen Community in den letzten Jahren vermehrt aufgetreten ist. LGV verursacht eine deutliche Entzündung im Enddarm (Proktitis) mit starken Schmerzen, manchmal blutig-eitrigem Ausfluss und Fieber. Beim Fisten kann LGV übertragen werden, wenn Sekrete aus einem entzündeten Darm weitergetragen werden. Die Diagnose erfolgt über einen speziellen Chlamydien-Test, der den LGV-Typ identifiziert. 
  • Behandlung: Hier reicht die normale Chlamydien-Therapie (1 Woche Doxycyclin) nicht aus – LGV muss in der Regel 21 Tage mit Antibiotika (Doxycyclin) behandelt werden. Wichtig ist, bei entsprechenden Symptomen (starke Analbeschwerden) sofort ärztlichen Rat zu suchen. 
  • Shigella & Darm-Parasiten: Beim Fisten kann es – wie bei allen Praktiken mit möglichem Kontakt zu Fäkalkeimen – auch zu Magen-Darm-Infektionen kommen. Shigella-Bakterien z.B. rufen eine heftige Durchfallerkrankung (Ruhr) hervor und wurden in den letzten Jahren immer wieder bei Ausbrüchen unter MSM in Verbindung mit sexuellen Kontakten registriert. Schon winzige Spuren von infektiösem Stuhl, die über Hand, Spielzeuge oder den Penis in den Mund oder eine Wunde gelangen, können reichen. Ähnliches gilt für Darmparasiten wie Amöben (z.B. Entamoeba histolytica) oder Giardia: Sie verursachen Durchfall, Bauchkrämpfe und Übelkeit. 
  • Schutz: Hier helfen – neben Handschuhen – vor allem sorgfältige Hygiene und kein Oral-Kontakt nach Anal-Kontakt (sprich: nach dem Fisten nicht ungewaschen jemanden lecken oder den Penis in den Mund nehmen, etc.). Wasche oder wechsle die Handschuhe, reinige Toys gründlich und benutze bei Partnerwechsel frisches Gleitgel (nicht denselben Topf). So lassen sich „unerwünschte Mitbewohner“ im Darm effektiv fernhalten. 

Du siehst: Die Palette an Erregern ist bunt. Zum Glück sind die meisten behandelbar, und mit ein paar einfachen Maßnahmen kannst du das Risiko erheblich senken. 

Dein ultimativer Safer-Fisting-Masterplan

Fassen wir die besten Strategien zusammen, um dich vor dem gesamten STI-Spektrum zu schützen und trotzdem den Spaß nicht zu kurz kommen zu lassen: 

  1. Barrieremethoden sind nicht verhandelbar: Beim Fisten immer Handschuhe tragen. Sie schützen nicht nur vor HIV und Hepatitis, sondern auch vor Syphilis, Tripper & Co., indem sie den direkten Kontakt mit infektiösem Material verhindern. Gleiches gilt übrigens für andere Spielarten: Gleitmittel-taugliche Kondome auf Dildos/Toys verwenden, wenn diese mit mehreren Partnern genutzt werden, und beim Analverkehr sowieso. Kurz: Barrieren dort einsetzen, wo sie passen – sie sind dein bester Defense-Blocker. 
  1. Hygiene und die richtige Reihenfolge: Handschuhe und Kondome regelmäßig wechseln, vor allem beim Partnerwechsel. Idealerweise hat jede Person ihren eigenen Gleitmitteltopf – oder du nutzt Einweg-Packungen –, damit nichts verschleppt wird. Wasche deine Hände gründlich, bevor es von anal zu oral oder zum nächsten Partner geht. Und achte auf kurze, glatte Fingernägel beim Fisten, um Mikroverletzungen zu vermeiden. Sauberkeit und Umsicht sind das A und O, damit ungebetene Keime keine Chance haben. 
  1. Regelmäßige Tests: Kenntnis ist Macht – und Schutz. Lass dich in regelmäßigen Abständen auf STIs testen, vor allem wenn du häufig wechselnde Partner hast. Ein kompletter Check umfasst bei Männern, die Analverkehr/Fisten praktizieren, auch Rachen- und Analabstriche (neben Bluttests für Syphilis, HIV, Hepatitis). Viele Infektionen bleiben lange unbemerkt; durch Tests erkennst du sie früh und kannst sie behandeln, bevor Komplikationen auftreten oder du unwissentlich andere ansteckst. Mach es dir zur Routine, z.B. alle 3 bis 6 Monate einen STI-Check einzuplanen, je nach Aktivität. 
  1. Offene Kommunikation: Sprich mit deinen Sexpartnern über Safer Sex. Klar, das kann im Eifer des Gefechts ungewohnt sein, aber es schafft Vertrauen. Wenn jeder weiß, woran er ist – z.B. ob jemand erst kürzlich eine Infektion hatte, in Behandlung ist oder auf etwas besonders achten muss – könnt ihr gemeinsam Risiken minimieren. Scheue dich nicht, nach Testresultaten zu fragen oder deine eigenen anzubieten. Und wenn du selbst eine STI diagnostiziert bekommst, informiere deine letzten Partner, damit auch sie sich testen und behandeln lassen können. Transparenz schützt am Ende alle Beteiligten. 
  1. Auf deinen Körper hören: Du kennst deinen Körper am besten. Wenn dir etwas ungewöhnlich vorkommt – sei es ein Kribbeln, Brennen, Ausschlag, Ausfluss, ungewöhnlicher Geruch oder einfach ein „Bauchgefühl“, dass etwas nicht stimmt – nimm es ernst. Verzichte im Zweifel auf sexuelle Aktivitäten, bis du es medizinisch abgeklärt hast. Viele STI-Symptome sind zunächst mild (z.B. leichtes Brennen beim Wasserlassen), aber sie sind Warnsignale. Früh erkannt ist fast jede STI gut behandelbar. Ignoriert man die Zeichen jedoch, kann es kompliziert werden. Also: Lieber einmal zu oft zum Arzt als einmal zu wenig. 

Fazit: Wissen ist dein bester Schutz für unbeschwerten Spaß

Ja, man kann sich theoretisch beim Fisten mit Syphilis, Tripper oder Chlamydien anstecken. Doch die gute Nachricht lautet: Mit einfachen Schutzmaßnahmen – Handschuhen, Hygiene und regelmäßigen Tests – hast du die Risiken gut im Griff. Fast alle erwähnten STIs sind bei früher Entdeckung heilbar oder zumindest behandelbar, und du musst dich von ihrem Schatten nicht verrückt machen lassen. Halte dich über neue Entwicklungen auf dem Laufenden (z.B. neue Testangebote, Impfungen wie die HPV-Impfung, oder Empfehlungen zu Mykoplasmen, die wir oben besprochen haben) – dein Wissen ist ein starker Schutzschild. So kannst du deine sexuellen Begegnungen bewusst, sicher und genussvoll gestalten. Denn letztlich soll Fisten – wie jede sexuelle Aktivität – vor allem Spaß machen, und mit dem richtigen Know-how bleibt er das auch: unbeschwert und sexy, aber safe!